Drei Fragen an ...
... MAGDALENA SCHAFFRIN
Designerin und Mitgründerin des Greenshowroom
Frau Schaffrin, was sind in Ihren Augen die Herausforderungen der Green Fashion?
Grüne Mode hat bereits eine lange Geschichte, in Deutschland und auch international. Es gibt seitden Siebzigern Vorreiter der
Bewegung – Firmen, die sich mittlerweile längst am Markt etabliert haben. Seit Anfang 2000 gibt es eine zweite grüne Welle, in der
Designer neue Brands gegründet haben, mit dem Fokus auf Design und Stil der Kollektionen. Hier hat sich der Blickwinkel gedreht:
vom Fokus auf der Lieferkette hin zur Kollektion – also in erster Linie chic und selbstverständlich grün. Inzwischen werden auch bei
den großen Labels Bemühungen gesehen, die Lieferkette besser zu kontrollieren und nachhaltigere Stoffe bei der Herstellung der
Kollektionen einzusetzen. Spätestens seit dem Unglück von Rana Plaza kommt kaum ein Unternehmen noch daran vorbei, sich mit
den sozialen Kriterien in der Lieferkette zu befassen. Trotzdem ist es für Konsumenten immer noch nicht einfach, grüne Mode zu
kaufen. In den Shops gibt es verhältnismäßig wenig nachhaltige Kleidung, außerdem fehlt vielen Verkäufern das Wissen, um
Konsumenten nachhaltige Mode zu erklären.
Die Gesellschaft beginnt zunehmend damit, grün zu denken. Wird auch Green Fashion im Zuge dieses Nach-
haltigkeitsgedankens immer wichtiger? Welches Potenzial hat Green Fashion in Ihren Augen in der Zukunft?
Die oben grob skizzierte Entwicklung von grüner Mode zeigt, dass sich das Bewusstsein in der Gesellschaft in Bezug auf Nachhaltigkeit verändert hat. Die Konsumenten fragen nun auch danach, wie die Kleidung hergestellt wurde und unter welchen Bedingungen die Arbeiterinnen genäht haben. Ähnlich wie bei der Entwicklung der Biobranche in den Bereichen Food und Kosmetik schätzen Experten, dass sich dieser Trend auch in der Mode fortsetzt. Internationale Bewegungen wie der Fashion Revolution Day, der in über 100 Ländern stattgefunden hat, zeigen, dass es sich hierbei nicht nur um eine nationale oder europäische Entwicklung handelt, sondern um eine globale. Green Fashion wird immer wichtiger, das Zukunftspotenzial ist groß und bezieht sich im Grunde genommen auf die gesamte konventionelle Modebranche. Ich bin eine unerschütterliche Optimistin und glaube daran, dass sich die Produktionsmethoden ändern werden und sich diese Veränderung mithilfe der Unternehmen, der Politik, der NGOs und der Konsumenten durch die ganze Branche ziehen wird.
Welche Green-Fashion-Projekte begeistern beziehungsweise unterstützen Sie derzeit?
Momentan unterstütze ich die Messe Frankfurt als Creative Director bei der Organisation der Messen Greenshowroom und Ethical
Fashion Show Berlin – zwei Messen für nachhaltige Mode. Beide Veranstaltungen zeigen während der Berlin Fashion Week nachhaltige
Kollektionen aus den Segmenten Casual und Sreetwear sowie High-Fashion. Die meisten der ausstellenden Designer begeistern mich
aus unterschiedlichen Gründen. Teils, weil sie einfach so tolle Mode machen, teils, weil sie innovative Materialien entwickeln oder wirklich
gute soziale Projekte auf die Beine stellen und mit ihren Unternehmen verbinden. Dort ist deutlich sichtbar, wie Unternehmertum
positiven Einfluss auf die Menschen haben kann. Und darum geht es ja am Ende: dass eben auch die Menschen, die in den
Produktionsländern die Kleidung und Stoffe fertigen, ihr Recht auf gutes Leben ausüben können.
Neben den Messen koordiniere ich den Fashion Revolution Day in Deutschland und unterstütze das BMZ mit meiner Expertise in der
Entwicklung des Bündnisses für nachhaltige Textilien.